Hier finden Sie Gedankensplitter von Bettina Dimai und ausgewählten Gastautoren zu unterschiedlichen Themenbereichen Ihrer Arbeit.
Januar 12
Schneller, kürzer, und immer mehr: Wir leben in einer Welt, in der Information, Wissen, Raum und Zeit sich im globalen Dorf auflösen. Das Tempo der Entwicklung und Veränderung ist atem(be)raubend. Sowohl im beruflichen, als auch im privaten Bereich steigt die Vielfalt der Lebenssituationen und -entwürfe, Entwicklung und Veränderung sind die ständigen Begleiter unseres Alltags.
Die oberflächliche Pluralität der Möglichkeiten fordert aber auch ihren Preis: Clemens Sedmak (2014: 26f) spricht von Einsamkeit als eine Zivilisationskrankheit, „ein Preis, den wir für das schnelle und unbeständige, technologieunterstützte und leistungsorientierte Leben zahlen. Soziale Netzwerke verlieren an Kraft, weil die Bindungskraft in Beziehungen abnimmt. Dazu kommt Mobilität und Flexibilität, die den Fluch unterspülter Beziehungen mit sich bringen.“ In Phasen der Einsamkeit oder/und des Drucks von Veränderung und Entwicklung stellen wir uns manchmal die Sinnfrage. Sedmak erzählt in diesem Geo-Interview eine schöne Geschichte über Anerkennung und Sinn: Jean Vanier, einst prominenter und erfolgreicher Wissenschaftler erkannte durch das Zusammenleben mit Behinderten, dass er diese Menschen nicht durch seine Aktivitäten, sein Geld oder seinen Doktortitel beeindrucken kann, sondern nur durch sein Da- und So-Sein. Diese Erfahrung lehrte ihm, was es heißt, Mensch zu sein. Dieses Dasein definiert sich nicht durch Intentionen, Projekte und Erfolge, sondern stark durch die Sorge und Verantwortung für andere und sich.
Pferdegestützte Trainings und Coachings offerieren die Möglichkeit unmittelbar Rückmeldung zu den jeweilig individuellen Fragen zu bekommen. Dem Pferd ist es egal, ob Sie als erfolgreiche Managerin, leitende Führungskraft oder in den Rollen als Mutter, Teammitarbeiterin und Kollegin vor ihm stehen. Was zählt ist ihr ganzheitliches Dasein in dieser Pferd-Mensch-Interaktion. Das Pferd als Fluchttier spürt ihre Gedanken, Einstellungen, Erwartungen und Ängste, nimmt ihre inneren Einstellungen und äußeren nonverbalen Signale wahr und reagiert unverfälscht und intuitiv. Die Erfahrung mit Pferden lässt uns ein wenig die Kongruenz unserer Handlungen und Haltungen, das Verantwortungsbewusstsein für uns und anderer und die Wichtigkeit des Daseins im Hier und Jetzt reflektieren.
Literatur:
Sedmak, Clemens (2014): Die Kunst des Liebens. In GEO Wissen Nr.53: Was gibt dem Leben Sinn?